Ablauf

LernmaterialienIm Folgenden wird der Ablauf der verschränkten Planarbeit am Beispiel einer 3. Klasse beleuchtet.

Lernbereich und Lernzielkontrolle
Alle Themen und Aufgaben werden unter dem Namen „Lernbereich“ in der Klasse vorbereitet. Im hinteren Teil der Klasse gibt es pro Fach ein Regal, indem alle Lernbereiche vorzufinden sind. Das Kind geht zu dem Regal und sucht sich einen Lernbereich aus.

Beim Pult bekommt es den entsprechenden Lernbereichszettel, welcher mit einem Abgabedatum versehen ist, und nun kann es schon mit dem Lernen beginnen. Die Lehrperson schreibt den Lernbereich mit dem Enddatum in das Lehrerheft ein, damit der/die entsprechende FachlehrerIn sich einen Überblick verschaffen kann.

Auswahl eines Lernbereichs
Ein Schüler wählt seinen individuellen Lernbereich

Am Ende eines jeweiligen Lernbereichs sollen die Schülerinnen und Schüler den Stoff noch einmal lernen, wiederholen und im Anschluss daran die Lernzielkontrolle durchführen. Den Termin können sie selbst auswählen. Sie dürfen aber in dem entsprechenden Fach erst einen neuen Lernbereich beginnen, wenn die Lernzielkontrolle des vorherigen Lernbereichs positiv bewältigt wurde.

Selbstkontrolle
Zu allen Materialien sind Selbstkontrollen angefertigt und ebenso in der Klasse vorhanden. Entweder sie befinden sich im hinteren Teil der Lernbereichsmappe oder sie sind nach Beendigung der Arbeit bei der entsprechenden Lehrperson abzuholen.

Durch die Selbstkontrolle bekommen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, selbst auf bestimmte Fehler zu kommen und sie selbständig zu korrigieren. Bei Unklarheiten werden die Lehrpersonen konsultiert.

Tafel
Unsere Tafel ist während des Offenen Lernens viergeteilt. Eine Spalte steht für Lernbereiche, eine weitere für Lernzielkontrollen, die dritte für Hilfe und den Abschluss bildet die Spalte Abmelden. Die Kinder schreiben sich, je nach ihren Bedürfnissen, in eine dieser Spalten ein. Das bedeutet, es gibt kein Aufzeigen oder Herausrufen.

Wenn ein Kind in einer Spalte steht, geht eine Lehrperson zu diesem Kind hin und gibt ihm das, was es braucht, sei es Hilfe, eine Lernzielkontrolle oder ein neuer Lernbereich. Die Abmelden-Spalte hat nichts mit der Lehrperson zu tun. Das Kind schreibt sich ein, wenn kein anderer auf der Tafel steht, darf es die Toilette aufsuchen.

Funktion der Tafel
Die Tafel ist von zentraler Bedeutung im Offenen Lernen

Die Hilfespalte ist jene, die am häufigsten in Anspruch genommen wird. Jedoch mittlerweile, nach zwei Jahren Offenen Lernens, brauchen die Kinder immer weniger Hilfe. Eine Grundregel zur Hilfetafel ist, wenn die Frage auch ein Kind beantworten könnte, weil es beispielsweise diesen Lernbereich schon bearbeitet hat, dann soll zuerst untereinander gefragt und geholfen werden. Wenn dem nicht so ist, muss sich das Kind auf die Hilfetafel schreiben. Ein großer Vorteil liegt darin, dass auch einmal mit einem einzelnen Kind oder einer kleinen Gruppe für einen längeren Zeitraum mit dem Lehrer gearbeitet oder geübt werden kann, weil man durch diese Form wirklich Zeit für das Individuum und seine Bedürfnisse hat.

Sozialform – Arbeitsplatz
Die Schülerinnen und Schüler können sich aussuchen, wo sie sitzen wollen. Das heißt, sie müssen sich zwischen der Klasse, dem Gang und dem Gruppenraum entscheiden. Auch die Sozialform ist größtenteils frei zu wählen. Sie dürfen alleine zu zweit oder zu dritt arbeiten. Dies trägt schon sehr viel zu einer positiven Atmosphäre und einer entspannten Lernumgebung bei.

Ämterliste
Um das Lernen in den OL-Phasen bestmöglich- zu organisieren, haben wir verschiedene Ämter eingeführt. Jedes Klassenmitglied bekommt für das Semester ein Amt zugeteilt und führt dieses nach Beendigung jeder OL-Phase aus. Zu den Ämtern zählen das Einschalten der Musik zehn Minuten vor dem offiziellen Stundenende, das Ordnen und Sortieren der Freiarbeitsmaterialien, das Einsammeln der Protokollhefte, das Aufräumen des Zusatzraumes und des Gangs und Ähnliches.

Eigenverantwortung
Ein wichtiger Punkt in diesem System ist die Eigenverantwortung. Die Kinder entscheiden selbst, wann sie welches Lernfeld bearbeiten und ob sie dies innerhalb der angegebenen Zeit durchführen. Sie entscheiden, wann und wie viel sie auf die Lernzielkontrolle lernen und wann sie diese durchführen. Es liegt in der Entscheidung und Kompetenz der Kinder, Termine einzuhalten und zu fragen, wenn sie etwas wirklich nicht verstehen, und auch die Zeit effektiv zum Lernen zu nutzen. Ort, Zeit und Partner, die sich positiv oder auch negativ auf mein Lernverhalten ausüben können, sind frei zu wählen.

Differenzierung
Diese Form des Unterrichts bietet vielseitige Differenzierungsmöglichkeiten. Es werden Materialien für alle Schülerinnen und Schüler und ihren Fähigkeiten entsprechend zur Verfügung gestellt. Das heißt, zum Thema Märchen beispielsweise gibt es verschiedene Aufträge innerhalb des Lernbereichs für die erste, zweite beziehungsweise dritte Leistungsgruppe. Weiters gibt es eigene Lernbereiche und Teilbereiche für Integrationskinder.

Ein großer Vorteil ist, dass in persönlichem Tempo gearbeitet wird. Jedes Kind kann alles so oft wiederholen, bis es den Inhalt verstanden hat, und kein Kind merkt eigentlich, wer schneller und langsamer arbeitet, da jede/jeder an etwas anderem arbeitet.

Die Lehrperson hat die Möglichkeit schwächere Schülerinnen und Schüler durch Eins-zu-eins-Einheiten zu fördern, ebenso aber auch lernstarke Kinder nach Vorne zu bringen und eigene Aufträge für sie bereitzustellen.

Rolle der Lehrperson
Im Offenen Lernen nimmt die Lehrperson eine ganz neue Rolle ein. Sie steht nicht mehr im Mittelpunkt des Unterrichts. Ihre Aufgabe ist das Begleiten, das Helfen und Unterstützen, bei einem Kind mehr, bei einem anderen weniger. Die Lehrperson hilft dem Kind, sich selbst Lernstrategien anzueignen und herauszufinden, wo, wie und mit wem es am besten lernen kann.

Hilfestellung
Die Lehrperson als Helferin

Die Lehrperson unterstützt, damit die Schülerinnen und Schüler lernen, ihre Termine einzuhalten, ihre Arbeitsweisen, wie Heftführung, Struktur, Ordnung zuverbessern, gewissenhaft und genau zuarbeiten und natürlich den lehrplangemäßen Stoff zu verstehen und zu bewältigen.

Noten
Zur Benotung gibt es keine Notenskala von eins bis fünf, sondern ein Punktesystem. Die Schülerinnen und Schüler erhalten für jede abgeschlossene LZK einen Punkt.

Grün: Bravo, weiter so!

Gelb: Das war schon gut!

Orange: Du hast noch nicht alles verstanden! Frag deinen Lehrer, was du machen sollst!

Rot: Diesmal hast du nicht zufriedenstellend gearbeitet. Mach das ganze Lernfeld noch einmal!

Bei einem roten Punkt muss der gesamte Lernbereich beziehungsweise ein Teil daraus sowie die Lernzielkontrolle noch einmal wiederholt werden.

Die Jahresnote eines jeden Faches besteht zu fünfzig Prozent aus dem Offenen Lernen. Hier werden fachliche Inhalte (Punkte der SchülerInnen bei den Lernzielkontrollen), Arbeitsweisen (saubere Heftführung, termingerechtes Abgeben, Ordnung, Umgang mit den Materialien, …) sowie das Sozialverhalten (leistet man Hilfe, wenn man gefragt wird, unterhält man sich nur oder wird auch gearbeitet, …) in die Note mit eingerechnet.

Abschluss der Offenen-Lernen-Phase
Am Ende der Zweistundeneinheit ertönt zehn Minuten vor dem Glockensignal leise Wassermusik. Dies ist Zeichen für die Schülerinnen und Schüler das Lernen zu beenden, die letzten Sätze zu schreiben, die Materialien zu verräumen, Hefte, die kontrolliert werden sollen, im entsprechenden Fach abzugeben, auf den eigenen Platz zurückzukehren und die kurze Tagesreflexion im Protokollheft niederzuschreiben. Wer dies erledigt hat, bleibt an seinem Platz sitzen und beginnt die Pause.